Drolshagener Politiker entsetzt. Nur eine kräftige Finanzspritze aus Berlin oder Düsseldorf kann Bad retten
Von Josef Schmidt WP 07.02.2022
Drolshagen. Wird die Stadt Drolshagen irgendwann einmal die Stadt der Nichtschwimmer sein? Was sich auf den ersten Blick eher wie ein Satirebeitrag anhört, hat bitterernsten Hintergrund. Nachdem alle Fraktionsvorsitzenden in ihren Haushaltsreden am Donnerstagabend das Thema Hallenbad mit mysteriösen Formulierungen umschifften, ergab unsere Recherche, wie die ernste Realität aussieht. Hatte die Schätzung der Sanierungskosten des Ing.-Büros Schaumburg im November 2019 schon für entsetzte Gesichter bei den Drolshagener Ratsvertretern gesorgt, dürfte den Mitgliedern des Schwimmbad- Arbeitskreises Anfang der Vorwoche die Gesichtszüge endgültig entglitten sein. Schaumburg hatte von rund 7 Millionen gesprochen, die aktuelle Sanierungsschätzung liegt bei rund 10 Millionen Euro.
Da die Ergebnisse des Arbeitskreises nicht öffentlich sind, will das niemand aus der Politik offiziell bestätigen, doch in Drolshagen pfeifen es bereits die Spatzen von den Dächern. Was nicht verwunderlich ist. Denn mit der Schwimmabteilung des TuS Drolshagen und vor allem der rührigen DLRG-Abteilung würde das „Aus" des Bades möglicherweise das Dahinsiechen ihrer Abteilungen bedeuten.
Hinter vorgehaltener Hand sind sich die Drolshagener Politiker offenbar einig: 10 Millionen Euro für eine Sanierung oder rund 13 Millionen Euro für einen Neubau will niemand auf den Tisch legen. Die gewaltigen Summen stammen aus erfahrener Hand. Das renommierte Ingenieurbüro Constrata mit Stammsitz in Bielefeld und Filialen in Dortmund und Hannover hatte kalkuliert und dem Arbeitskreis reinen Wein eingeschenkt. Die große Unbekannte, aber gleichzeitig die große Hoffnung der Politik sind Bundes- oder Landesförderung.
Doch wie viel eine vielleicht neue oder eine erneut CDU geführte Landesregierung für Schwimmbäder zur Verfügung stellt, steht in den Sternen. Gleiches gilt für das Finanzministerium des Bundes. Bei einer 10 oder 13 Millionen Euro-Investition wäre wohl eine Förderung von 50 Prozent fast existenziell nötig, um das Projekt finanzpolitisch erträglich zu machen.
Lebenswichtig für DLRG
Wie wichtig ein Hallenbad für eine Stadt wie Drolshagen ist, weiß der Technische Leiter der DLRG Drolshagen, Thorsten David, gleichzeitig SPD-Ratsvertreter.: ,Wenn man einem Verein seine Sportstätte wegnimmt, geht es an die Existenz." Die DLRG Drolshagen habe rund 230 Mitglieder, davon 60 bis 70 Kinder und Jugendliche: „Rund 100 jungen Menschen bringen wir jedes Jahr das Schwimmen bei." Ohne Hallenbad blieben nur Fahrten in Nachbarkommunen. Aber auch das sei mit gravierenden Problemen behaftet: „Die meisten Bäder sind weitgehend ausgebucht." Da sei es schwierig, Übungszeiten zu bekommen. Zudem müssten die Kinder von ihren Eltern gefahren werden.
Man dürfe auch nicht vergessen, dass die DLRG eine Hilfsorganisation sei, Wache halte an Badeseen und Teil des Katastrophenschutzes.
"Etwa 100 jungen Menschen bringen wir jedes Jahr das Schwimmen bei."
Thorsten David, Technischer Leiter der DLRG Drolshagen